Terror im Internet gibt Wiener Unternehmen Arbeit

Radar-Services bietet Cyber-Sicherheit über Anti-Cloud-Software

Der jüngste Angriff auf Dutzende Unternehmen und Behörden durch einen Erpressungstrojaner gibt der Sicherheit im Nest verstärkt Aufmerksamkeit. Davon profitieren Unternehmen, die sich mit diesem Thema befassen und generell bester Aussichten erfreuen können. Eines davon ist der Wiener Spezialist Radar-Services.

Die Technikschmiede sieht sich als einziger europäischer Anbieter einer ausgelagerten IT-Sicherheitsüberwachung, der seine Leistungen auf der Basis von Eigentechnik erbringt. Über zehn Jahre Forschung und Entwicklung führten zu einer umfassenden Plattform für Sicherheit und Risikoerkennung in der Informationstechnik. Mitgründer und Geschäftsführer Thomas Hoffmann legt Wert auf den Umstand, dass es sich um eigenentwickelte Software und nicht um Lizenzen handelt, mit denen er sein Geschäft macht.

Das Sicherheitsunternehmen überwacht laufen die gesamte IT-Landschaft und Anwendungen und bewertet alle Ereignisdaten, sucht gezielt nach Schwachstellen in Systemen und deren Konfiguration und analysiert den Netzwerkverkehr. Aus Millionen von Ereignissen werden diejenigen herauskristallisiert, welche auf einen Missbrauch der Informationstechnik und Anwendungen hinweisen. Das Portfolio umfasst Dienstleistungen wie die strategische Sicherheit und Risikoberatung, die Unterstützung im akuten Angriffsfall sowie spezielle Behebung von Schäden nach einem Zwischenfall und Forensik. Kunden müssen im günstigsten Fall mit einem Erstaufwand von rund 70.000 Euro im Jahr rechnen, der sich wiederum aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt. Nach oben hin seien wenig Grenzen gesetzt, räumt Hoffmann ein. Das könne bei Konzernen auch siebenstellig ausfallen.

Für seine Kunden analysiert das Unternehmen 514 Petabyte Daten, 61 Billionen Einzelinformationen und 764 Millionen Schwachstelleninformationen im Jahr. Dabei werden durchschnittlich 2,4 Millionen Vorfälle identifiziert. Gemessen an diesen Zahlen, unterhält Radar-Services nach eigener Darstellung das mit Abstand größte Cyber-Verteidigungszentrum in Europa.

Datenmengen werden innerhalb einzelner Risikoerkennungsmodule analysiert. Eine mehrstufige Korrelation – also eine Verknüpfung von verschiedenen Informationen und Ereignissen, nicht nur automatisiert, sondern auch durch Expertenarbeit – kommt zum Einsatz. Das Unternehmen wirbt mit einer Erkennungsquote von 99,9 Prozent der Sicherheitsprobleme. Geholfen hat ihm seine Strategie auch Mitte Mai, als von der sogenannten „WannaCry“-Attacke Hunderttausende Computer in mehr als 150 Ländern mit dem Betriebssystem Windows betroffen waren. Beeinträchtigt waren damals vor allem Verbraucher – aber auch Unternehmen wie die Deutsche Bahn und Renault. Radar-Services konnte seine Kunden schützen. „Wir haben unsere Kunden rechtzeitig gewarnt und die Schwachstellen geschlossen“, sagt Harald Reisinger, Geschäftsführer. Auch im aktuellen Angriff, vergleichbar mit WannaCry – konnten die Österreicher ihre Kunden abschirmen.

Im Gegensatz zu anderen Branchenvertretern bleiben bei Radar-Services die Daten im Unternehmen. Vielmehr werden gegebenenfalls Spezialcomputer zum Kunden gebracht und die Probleme an Ort und Stelle behoben.

Das Unternehmen beschäftigt 120 Mitarbeiter. Aus Sicht der Geschäftsführer sollen es dreimal so viele werden. Der Durchschnitt der Beschäftigten liegt bei 30 Jahren. Sie kommen aus elf Nationen. Die 2011 gegründete Gesellschaft wurde in einer Analyse des Beraters Deloitte als eines der rasch wachsenden Technikunternehmen (Platz 69 unter 500 Unternehmen) im vergangenen Jahr im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika ausgezeichnet.

Neben Österreich ist die Gesellschaft in Deutschland und Dubai tätig. Mit der Preisgabe von Referenzkunden geht das Management sparsam um, Vertrauen gilt in diesem Geschäft viel. Genannt werden der Getränkeproduzent Redbull und die Industriegruppe Teufelberger. Eine Ausweitung Richtung Norden, Großbritannien, Beneluxländer, Norditalien, Mittlerer Osten und Asien stehen im Zentrum der Wachstumsstrategie, für die nun ein Investor gesucht wird. Gestartet wurde mit dem Kapital von Freunden und der Familie, vor zwei Jahren kam die Invest AG, eine private österreichische Finanzierungsgesellschaft, an Bord. Der Umsatz hat sich in den zurückliegenden Jahren rasant erhöht und liegt in zweistelliger Millionenhöhe.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Juni 2017

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